Vitamin D – Wogegen hilft es wirklich?

Vitamin D hilft gegen alles. Oder gegen nichts? Neue Studien zeigen: Es mangelt zwar nicht an Untersuchungen, wohl aber an klaren Resultaten.

Wirklich so gesund und notwendig?

Vitamin D gilt als die neue medizinische Wunderwaffe: Es soll gleichzeitig vor Knochenbrüchen, Krebs, Diabetes, Multipler Sklerose und sogar Depressionen schützen. Klingt gesund. Einer aktuellen Studie zufolge garantiert die üppige Versorgung mit dem Vitamin aber keinesfalls ein langes Leben. Im Gegenteil: Diana van Heemst vom Leiden University Medical Center in den Niederlanden hat mehr als 400 Familien untersucht, deren Mitglieder überdurchschnittlich alt wurden. „Wir haben festgestellt, dass niedrige Vitamin-D-Konzentrationen mit einem langen Leben zusammenhängen“, schreibt die Medizinerin im „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ). Anfang Oktober dagegen hatten Forscher noch veröffentlicht, dass niedrige Vitamin-D-Konzentrationen zu einem früheren Tod führen können (Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism).

Unsichere Studienlage

Solch ein Widerspruch ist in der Vitamin-D-Forschung keine Ausnahme. So belegte kürzlich eine Studie im „Journal of The American Medical Association“ (JAMA), dass Vitamin D doch nicht vor Erkältungen schützt.Eine weitere Untersuchung zeigte, dass es sich – anders als bislang vermutet – nicht positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt (Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology).

Die Studien machen deutlich: Es mangelt zwar nicht an Untersuchungen, wohl aber an klaren Resultaten. Auch der Ernährungswissenschaftler Erwin Walzel von der Universität Potsdam mahnt: „Vitamin D gilt als das Superhormon unserer Zeit, aber das ist mit Vorsicht zu betrachten. Die Studienlage ist sehr widersprüchlich.“ Einen direkten Beweis dafür, dass es vor Krankheiten schützt, gebe es bislang nicht.

Trotz dieser Lage ist die Sorge um die Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung groß. Zu wenig stecke in der Nahrung, zu gering sei die Sonneneinstrahlung, als dass der Körper genug selbst bilden könnte.

Mehr Vitamin D, bitte!

Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Anfang des Jahres die empfohlene Tagesdosis vervierfacht: Jugendliche und Erwachsene sollen jetzt täglich 20 Mikrogramm Vitamin D aufnehmen statt wie bisher 5 Mikrogramm. Um den Bedarf decken zu können, werden zahlreiche Lebensmittel mit dem Superstoff angereichert. In den USA und Dänemark findet er sich etwa in Milch, hierzulande in Margarinen.Auch in den USA überarbeiten Experten die empfohlene Dosis an Vitamin D regelmäßig. Nachdem das Institute of Medicine 2010 den Wert auf 15 Mikrogramm hochgesetzt hat, gibt es jetzt einen neuen Richtwert für den optimalen Spiegel im Blut. Galten bislang 30 Nanogramm pro Milliliter als optimal, reichen dort nun 20 Nanogramm pro Milliliter.

Die Medizinerin Holly Kramer von der Loyola University in Chicago hat berechnet, was das bedeutet: Über Nacht wurden rund 80 Millionen Amerikaner von ihrer Vitamin-D-Unterversorgung befreit (Plos) – so schnell sind wohl nie so viele Menschen ein Problem losgeworden.